Luise Cooper

 Luise Cooper, die Begründerin der HBM, wurde am 4. April 1849 in Oppeln bei Neuhaus/Oste als älterer Zwilling geboren. Ihre jüngere Schwester hieß Sophie Elise; sie selbst eigentlich Adolphine Luise. Ihr Vater war Carl Ferdinand Cooper (1810–1882), von 1857–1882 Pastor in Borstel im Alten Land. Ihre Mutter war Adeline Catharina Vörtmann, Tochter des Pastors Christian Friedrich Vörtmann (1796–1844), seit 1836 in Jork. Mit acht Jahren kam sie ins Alte Land nach Borstel, wo ihr Vater die Pfarrstelle übernahm. Sie schloß enge Freundschaft mit der Nachbarstochter Catharina Wehrt, zu der sie auch während ihrer Missionstätigkeit in Hongkong Briefkontakt hielt. Einige dieser Briefe sind im Altländer Archiv erhalten.

Schon als Kind war Luise Cooper häufig lange krank. Möglicherweise war das der Grund dafür, daß sie nie eine Schule besuchte. Unterrichtet wurde sie von ihrem Vater, zu dem sie ein sehr enges Verhältnis hatte. Mit ihm diskutierte sie nicht nur religiöse Fragen, sondern lernte auch, Verhältnisse nüchtern zu beobachten und Pläne zielstrebig und ausdauernd zu verfolgen. Seine Streitbarkeit und sein Durchsetzungsvermögen waren in der Landeskirche bekannt.

Ihr Großvater Samuel Cooper, ein in Hamburg lebender Engländer, war als Arzt und Kaufmann viel in der Welt herumgekommen. Seine Erzählungen von exotischen Ländern und die gleichzeitig vermittelte Toleranz gegenüber fremden Kulturen haben sicher zu dem Wunsch Luise Coopers, missionarisch tätig zu werden, beigetragen. „Durch ihren frommen Vater und das von Hermannsburg aus angeregte Missionsleben in ihrer Heimat hatte sie ein herzliches Verlangen, dem Herrn unter den Heiden zu dienen, und hatte Pastor Theodor Harms diesen Wunsch ausgesprochen. Da man jedoch von Hermannsburg aus keine Frauenmission betrieb und die Mission in Südafrika noch keinen Raum dazu bot, konnte Harms ihren Wunsch nicht erfüllen.“ (G. Haccius, Hannoversche Missionsgeschichte III.2, Hermannsburg 1920 , p. 534) Als Luise Cooper jedoch erfuhr, daß die Berliner Mission mit Missionarinnen in China arbeitete, bot sie sich dort an und wurde am 21. April 1884 als Missionarin nach Hongkong entsandt.

Am Ende des 19. Jahrhunderts war die klassische Frauenrolle eigentlich die einer Ehefrau und Mutter. Gleichberechtigung war noch kein Thema und zum Studium waren Frauen nicht zugelassen. Missionarinnen entsprachen diesem Bild in keiner Weise: Sie waren ledig, hatten eine Berufsausbildung, meist im Pflege- oder pädagogischen Bereich, und verließen Deutschland, um in einem fremden Land zu leben und zu arbeiten. Ein solcher Schritt verlangte Mut, Selbstvertrauen und Durchsetzungsvermögen. Luise Cooper hatte diese Charaktereigenschaften. Nach Aussagen ihrer Umgebung war sie eine Frau mit großer Ausstrahlung, die zugleich mit ihrem unerschütterlichen Glauben beeindruckte.

Die Arbeit der Missionarinnen bestand in der Verkündigung des Evangeliums und konkreter Hilfe gleichermaßen. Luise Cooper schrieb später über sich: „Ihre Arbeit sollte nur von kurzer Dauer sein. Schon nach fast zwei Jahren kehrte sie nach schwerer Krankheit, blutenden Herzens, ihr Arbeitsfeld verlassen zu müssen, in ihr Vaterland zurück.“ Das Schicksal der blinden Mädchen in China ließ sie jedoch nicht mehr los. Diesen Mädchen drohte als Babys Tötung oder Aussetzung, bei Erblindung in späterem Alter Verkauf in die Prostitution oder Sklaverei. Blinde galten generell als asozial und wertlos. Luise Cooper: „Fortan brannte in mir der Wunsch, doch auch diesen Unglücklichen helfen zu dürfen. ... [beschloß ich] da ich selbst keine körperlichen Kräfte mehr für die Mission einzusetzen hatte, jetzt durch schriftliche Mitteilungen die Aufmerksamkeit meiner ... Landsleute auf die noch vielfach unbekannte ... Mission in China zu lenken. Der Erlös dieses Buches, [„Aus der Deutschen Mission unter dem weiblichen Geschlechte in China“], das 1889 zuerst erschien, war der erste Scherf zur Gründung eines Asyls dort für blinde Chinesenmädchen.“

Ein Jahr später gründete sie in Hildesheim einen Frauenmissionsverein, der mit dem Verkauf von Handarbeiten die Arbeit an blinden Mädchen in China unterstützte. Luise Cooper war bis 1926 Vorsteherin der Blindenmission. Sie starb am 1. 12. 1931. Die Hildesheimer Blindenmission hat ihre Arbeit seither erheblich ausgeweitet und betreibt seit nunmehr fast 120 Jahren erfolgreich Blindenausbildungswerke und augenärztliche Dienste in China, Hongkong, Taiwan, Indonesien, Myanmar und auf den Philippinen.

Eva-Maria Tegtmeyer