Aus ein paar Wochen Einsatz für die Blindenmission zwischen Bachelor-Abschluss und Masterstudium ist für Luna Pujianto sehr viel mehr geworden – denn die Studentin hat sich kopfüber in die Unterstützung der YAPENTRA-Blindenschule in Medan gestürzt: Sie organisierte ein Benefizkonzert zugunsten der Hildesheimer Blindenmission (HBM) in der Hamburger Elbphilharmonie und drehte mit einem Drei-Personen-Team außerdem einen 90-minütigen Dokumentarfilm über die Arbeit der Schule auf Sumatra. Der soll im Frühjahr 2024 in Hildesheim zu sehen sein.
Über das ASA Stipendienprogramm der Engagement global gGmbH hatte sich Luna Pujianto bei der Blindenmission beworben. Ihre Eltern stammen aus Indonesien, sie selbst wurde dort geboren und kam im Alter von drei Jahren nach Deutschland. Während ihrer Südostasien-Studien an der Universität Hamburg hatte die heute 25-Jährige ihre Sprachkenntnisse weiter verbessert, so dass ihre Bewerbung bei HBM-Leiter Pastor Andreas Chrzanowski sofort gut ankam. Als für eine Dienstreise kurzfristig die Dolmetscherin ausfiel, fragte er daher Luna Pujianto, ob sie einspringen könne – sie sagte Ja und begleitete ihn im Mai 2022 nach Indonsien: „Das lief toll“, sagt Chrzanowski.
Für sie seien es die ersten Erfahrungen mit sehbehinderten Menschen und inklusivem Unterricht gewesen, erzählt die Studentin: „Ich hatte mich damit bisher nicht beschäftigt.“ Ihre ersten Eindrücke vertiefte sie während des mehrwöchigen ASA-Studienaufenthalts im Herbst. Danach stand der Wunsch fest, die Schule in Medan mit einer eigenen Aktion zu unterstützen. Nach dem Wie musste sie nicht lange suchen: Luna Pujianto spielt das traditionelle indonesische Instrument Anklung im gleichnamigen Orchester in Hamburg. 2017 hatten die Musiker und Musikerinnen schon einmal ein Benefizkonzert gegeben, warum nicht dieses Mal zugunsten der Blindenmission? Die übrigen Orchestermitglieder hatte sie schnell überzeugt.
500 Menschen hören das Konzert des Anklung-Orchesters
Am 29. Dezember 2023 war es soweit. Im ausverkauften Kleinen Saal der Elbphilharmonie begrüßten Luna Pujianto und Andreas Chrzanowski die rund 500 Zuhörenden. Das 30-köpfige Orchester spielte traditionelle indonesische Stücke ebenso wie internationale klassische Werke und bekannte Filmmusiken.
Das Anklung ist ein Bambusinstrument, dessen Klang durch Schütteln erzeugt wird. Das Besondere: Das Instrument wird nie allein gespielt, erst in der Gruppe entsteht die notwendige Vielfalt der Töne: „Man braucht mindestens sieben Leute“, erklärt Luna Pujianto. Zusätzlich zum Anklung-Orchester musizierte auch die Gruppe Gondang batak Germany in der Elbphilharmonie. „Viele Kinder an der Schule in Medan gehören dem Volk der Batak an“, erklärt Luna Pujianto, „deshalb sollte ihre Musik bei dem Konzert auch zu hören sein.“
Die Idee, zwischen den Musikstücken Filmausschnitte über die Blindenschule zu zeigen, mussten die Organisatorinnen streichen. Die Technik der Elbphilharmonie dafür zu nutzen, wäre zu teuer geworden. Doch der Wunsch nach einer filmischen Dokumentation ist geblieben. Im Team mit Adrian Janitra Putra und Amelia Arnold reiste Luna Pujianto nach Medan: „Wir wollten die Lebensrealität der Schüler und Schülerinnen vermitteln und die Menschen selbst für sich sprechen lassen“, sagt die Studentin.
90 Minuten Film über die YAPENTRA-Blindenschule
Anfangs seien Lehrkräfte und Eltern zwar etwas skeptisch gewesen, wollten nicht, dass ihre Kinder „vorgeführt“ werden. Doch diese Bedenken ließen sich ausräumen. Die filmische Arbeit gefiel den drei Beteiligten so gut, dass sie mehr davon wollen: Sie gründeten das Filmkollektiv ReelChange mit dem Ziel, die Arbeit von Hilfsorganisationen zu dokumentieren und dadurch sichtbarer zu machen.
Statt der geplanten 30 Minuten hatte das Team am Ende 90 Minuten im Kasten. Premiere feierte der Film bereits im November an der Universität Hamburg. Für die Aufführung in Hildesheim – Ort und Zeit stehen noch nicht fest – sollen noch Audio-Beschreibungen eingesprochen werden, damit auch Menschen mit Sehbehinderung den Film genießen können.